INTERNATIONALES WIRTSCHAFTSFORUM BADEN-BADEN - www.wirtschaftsforum-baden-baden.com home home

Grußwort zum Forum 2014

Prof. Dr. Kurt Lauk

Prof. Dr. Kurt Lauk

Präsident des Wirtschaftsrates der CDU

Prof. Kurt Lauk
Präsident des Wirtschaftsrates der CDU

Prof. Kurt Lauk
Präsident des Wirtschaftsrates der CDU

Sehr geehrte Damen und Herren,

die tektonischen Platten der Weltwirtschaft verschieben sich dramatisch.  Wir beobachten die Entstehung neuer wirtschaftlicher Gravitationszentren etwa in China und Indien. Gleichzeitig stellen uns gewaltige technologische Umbrüche und die Bewältigung der weltweiten Finanz- und Schuldenkrise vor riesige Herausforderungen.

Gerade bei der Krisenbewältigung ist die Bilanz erschütternd. Ein Jahr nach Lehman-Pleite hatten sich Amerikaner und Europäer darauf verständigt, große Reformen entschlossen im Rahmen der  G-20-Staaten anzupacken. Es war im Überschwang der Gipfelrhetorik sogar von einer "Weltregierung" die Rede. Von dem Geist des Pittsburgh-Gipfels ist heute nicht mehr viel übrig: Globale Spielregeln lassen ebenso auf sich warten wie gemeinsame transatlantische Maßnahmen.

Es verwundert deshalb nicht, dass viele Fachleute bereits eindringlich vor der der nächsten Krise warnen. Finanzexperte James Rickards etwa prognostiziert in seinem Bestseller „The Death of Money“, die kommende Krise könne mit solcher Wucht zuschlagen, dass nicht einmal mehr die Zentralbanken das System schützen können. Die Finanzinstitute, die bereits 2008 zu riesig waren, um sie sterben zu lassen, seien heute noch grösser und säßen auf noch mehr Derivaten. Gleichzeitig hätten die Zentralbanken ihre Bilanzen zur Stabilisierung genutzt. Die Strategie, die Schulden zu verlagern, anstatt sie vor Ort zu bekämpfen, führt sichtbar in eine Sackgasse. Wir brauchen schnell andere, international abgestimmte Antworten auf diese historische Situation.

Die nächsten 5 Jahre entscheiden zudem darüber, welchen Platz Europa künftig in der Welt einnehmen wird. In einigen Jahren geht es nicht mehr um die Frage, ob es G7- oder G8-Gipfel gibt, sondern G2 oder G3. Das sind die USA, China und Europa. Klar ist: Wenn Standards weiterhin bei uns gesetzt und geprägt werden sollen, kann das nur aus einer Position der wirtschaftlichen Stärke gelingen.

Im Moment herrscht ein Missverhältnis, das dauerhaft nicht trägt:

 

  • Europa stellt nur noch 10 Prozent der Weltbevölkerung,
  • 90 Prozent des weltweiten Wachstums finden in den nächsten fünf Jahren außerhalb Europas statt,
  • aber wir leisten uns 50 Prozent der globalen Sozialleistungen!

Hier werden wir um eine ehrliche Debatte, wie wir das Niveau an Wohlstand, Sicherheit und Freiheit, dass unsere Gesellschaften prägt erhalten wollen, nicht herumkommen. Umso wichtiger ist es, dass genau diese Fragen beim 4. Internationalen Wirtschaftsforum Baden-Baden offen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln thematisiert werden.

Dabei müssen wir uns vor Augen führen, dass gerade für Deutschland die starke internationale Verflechtung ein wesentlicher Pfeiler für Wachstum und Wohlstand ist. Exporte machen etwa die Hälfte des deutschen BIP aus. Der Außenhandel sichert fast zehn Millionen Arbeitsplätze. „Made in Germany“ ist auch in Zeiten der globalen Wirtschaftskrise weltweit gefragt. Eine neue Ära des Protektionismus würde für den Exportchampion Deutschland das Ende seines Geschäftsmodells bedeuten.

Entsprechend ist die exportorientierte deutsche Wirtschaft im besonderen Maß auf offene Märkte und verlässliche Rahmenbedingungen im Austausch von Patenten, Produkten und Dienstleistungen angewiesen. Statt Kostengünstigkeit ist zunehmend Krisenfestigkeit gefragt. Umso mehr ist es ein gemeinsames Kernthema von Politik und Wirtschaft, einen verlässlichen Ordnungsrahmen zu sichern, die zahlreichen Chancen der Orientierung über nationale Grenzen hinweg aufzuzeigen und dabei zu helfen Zukunftsmärkte zu identifizieren, zu verstehen und starke Bündnisse einzugehen.

Das Tagungsmotto: „Globalisierung – wert(e)los?“ fügt der ökonomischen Betrachtung jedoch noch eine weitere wichtige Komponente hinzu. Die Globalisierung ist kein Naturereignis. Sie nutzt vielen Menschen und ist daher von ihnen gewollt und gemacht. Deshalb müssen Menschen sie auch gestalten. Für uns alle ist das die Möglichkeit, die bewährten Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft als Antwort auf die Herausforderungen der globalisierten Welt herauszustellen. Freiheit und Verantwortung – diese Grundpfeiler unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung - sind die Werte, an denen wir uns orientieren müssen, wenn wir die Globalisierung wirtschaftlich und politisch auf einen guten Weg halten  wollen.

Für das 4. Internationale Wirtschaftsforum wünsche ich gutes Gelingen mit spannenden Diskussionen und ergebnisreichen Beratungen. Gerade in Zeiten in denen das Vertrauen in offene Märkte abzunehmen droht, ist ein kraftvolles Signal für die Chancen der Globalisierung von besonderer Bedeutung.

Ihr Kurt J. Lauk



© 1999-2018 ITOGETHER